Politisierung der Grütli-Vereine
Seit 1848 gab es in Liestal eine Sektion des Grütli-Vereins. Später entstanden weitere Ableger, die sich 1882 im Kantonalverband der basellandschaftlichen Grütli-Sektionen zusammenschlossen. Neben den katholischen Arbeiter- und Männervereinen bildete dieser die zweite Hauptstütze des Bauern- und Arbeiterbundes. Die Grütli-Vereine stellten wie ihr schweizerischer Verband die Bildung, soziale Fürsorge und die Geselligkeit in den Vordergrund ihrer Aktivität.(1) Das politische Programm war demgegenüber recht vage gehalten und einem allgemeinen Fortschrittsideal verpflichtet.(2) In den 1890er-Jahren erlebten die Baselbieter Grütli-Sektionen ein intensives Auf und Ab. Der Übergang von handwerklichen zu industriellen Arbeitsformen veränderte ihre Trägerschaft und machte ihnen zu schaffen. Die Fabrik- oder Eisenbahnarbeiter, die neu dazustiessen, setzten nach und nach eine Neuorientierung durch: Die Grütli-Vereine politisierten sich, ihr Anliegen blieb aber eine national orientierte Sozialreform.(3) Mit dieser Veränderung rückten Grütli-Sektionen und Ableger der radikaleren Arbeiterbewegung einander näher. So war Stephan Gschwind, der Anfang der Neunziger Jahre des 19. Jahrhunderts den Grütli-Kantonalverband präsidierte, auch Mitglied der Sozialdemokratischen Partei der Schweiz.
(1) P. Brandt: Grütliverein, in: Handbuch der Schweizer Volkswirtschaft, Band 2, Bern 1905, S. 451-458
(2) Andreas Balthasar/Erich Gruner: Soziale Spannungen – wirtschaftlicher Wandel. Dokumente zur Schweiz zwischen 1880 und 1914, Bern 1989, S. 365-366
(3) P. Brandt: Grütliverein, in: Handbuch der Schweizer Volkswirtschaft, Band 2, Bern 1905, S. 453-457
Ergänzende Texte zum Thema
Zum Thema: Weitere Texte aus anderen Rubriken
Zu dieser Zeit: Weitere Texte aus anderen Rubriken
Derselbe Ort: Weitere Texte aus anderen Rubriken
- Römisches Leben im Hinterland
- Kleinstädte
- Das Baselbiet entsteht
- Die Bauernkriege von 1525 und 1653
- Die Basler Revolution von 1798
- Otto Kopp: Grundlagen für die Bildungsreform
- Politische Kunst?
- Pflanzung der Friedenslinde
- Die Akteure der Revolution von 1798
- Johann Schäfer: Landschaft und Politik korrigieren
- Niklaus Brodbeck: Kampf für eine gerechte Verfassung
- Wilhelm Hoch: besonnen revolutionieren
- Johann Jakob Buser: kein Blatt vor dem Mund
- Johann Walser: Leben in der Opposition
- Benedikt Banga: der erste Kultur- und Bildungspolitiker
- Johann Hug: vermitteln zwischen den Fronten
- Niklaus Singeisen: von der Stadt aus fürs Land
- Johannes Meyer: Eisenbahnen und Banken
- Martin Birmann: den Bedürftigen helfen
- Eduard Heinis: der erste Rote ganz oben
- Ernst Erny: Vermittler und Bewahrer
- Adolf Seiler: solide Grundlagen für ein starkes Baselbiet
- Die erste Fabrik?
- Anfänge der Elektrifizierung
- Elektrifizierung und Selbsthilfe
- Professionalisierung
- Suppenküche für die Armen
- Essen gegen Arbeit
- Migros und ACV am Pranger
- Fortbildungsschule
- Lobbyinstrument Gewerbeverein
- Laufbahn eines Gewerbevertreters
- Gewerbeverein Liestal und Umgebung
- Fabrikkommissionen und Gesamtarbeitsverträge
- Marsch nach Liestal
- Generalstreik
- Zunahme der Arbeitskonflikte
- Baustopp
- Krisenruf
- Verwaltungsbauten und –personal
- Bau von Gymnasien
- Ausbau und Reform im Gesundheitswesen
- Spitalbau
- Drängende Spitalfrage
- Spitalbau-Politik mit regionaler Ausrichtung
- Gefährdete Gewässer
- Wachstumsglaube
- Revolution auf Papier
- Neubürgerkrieg
- Auswärtige Schützenhilfe
- Asyl für Revolutionäre
- Ein Revolutionär aus Basel
- Die Republik von Diepflingen
- Eingreifen der Tagsatzung
- Ein erster Aufstand
- Der Bau der Eisenbahnlinie Basel-Olten
- Die Mobilität siegt
- Kampf um die Linienführung
- Bahnfieber
- Flucht ins Nachbarland
- Fremdenfreundlichkeit und -feindlichkeit
- Hebammenwahl
- Christoph Rolle-Strübin (1806-1870)
- Martin Birmann-Socin (1828–1890)
- Der Niemals-Beschluss
- Einseitige Machtverteilung
- Aufruf zur Mitarbeit
- Erste Anläufe zur Gleichberechtigung
- Föderalistische Bedenken
- Umstrittene Initiative
- Anläufe zur Wiedervereinigung
- Baselbieter Mittelparteien I
- Bürgerparteien gegen Arbeiterparteien
- Generalstreik in Basel
- Die grösste Gemeinde
- Abgeschoben
- Ordens- und Krankenschwestern
- Schulmedizin und Naturärzte
- Krankenhaus und Klinik
- Vom «Schpittel» zum Spital
- 100 Kinder pro Klasse
- Mittelschulen
- Kaum Mädchenschulen
- Kochkurse statt Universitätsstudium
- Der Schulinspektor
- Lehrer gesucht
- Mädchen- und Frauenturnen
- Turnerehen
- Turnen für den Nationalstaat
- Zivile Flüchtlingslager
- Naziorganisationen im Baselbiet
- Das Baselbieter Wehrmannsdenkmal in Liestal
- Der Landesstreik
- Mehr Strassen, mehr Verkehr
- Ausbau des Autobus-Liniennetzes
- Auslagerung der Arbeitsplätze
- Jugend-Politik
- Moralischer Appell
- Alter ohne Sicherheit
- Willkommene Flüchtlinge
- Widerstand gegen das AKW Kaiseraugst: Die erste Besetzung
- Tollkühne Männer in fliegenden Kisten
- Regionale Produktion für den Fortschritt
- Flächendeckende Modernisierung
- Katholiken in Sissach
- Juden
- Erste Diasporagemeinden
- Stadt- und Revolutionspfarrer
- Stadt und Land
- Konstruktion von Identität
- Vom Grenzbrauch zum Familienausflug
- Vielfalt der Musikstile
- Musikvereine
- Im Schatten der Männer
- Kunstkredit und Kunstverein
- Dezentrale Zentren
- Bezug zur Stadt
- Salonkultur
- Ländliches Bildungsbürgertum
- Globale und regionale Information
- Vereinslandschaft
- Dorfgeschichte und -kultur
- Kantonswechsel und Heimat
- Siedlungsverdichtung
- Gletscherströme
- Eine römische Grossbaustelle
- Sklavenarbeit für Soldaten
Andere Artikel mit diesen Personen: Weitere Texte aus anderen Rubriken
- Die Akteure der Reformpolitik im ausgehenden 19. Jahrhundert
- Stephan Gschwind: die genossenschaftliche Selbsthilfe zählt
- Eduard Heinis: der erste Rote ganz oben
- Anfänge der Elektrifizierung
- Migros und ACV am Pranger
- Umstrittene Hypothekarreform
- Marie Gschwind-Stingelin (1862-1933)
- Stephan Gschwind-Stingelin (1854-1904)
- Gründungszeit der Genossenschaften
- Der Bauern- und Arbeiterbund
- Anläufe zur Wiedervereinigung