Ergänzender Artikel zu:
Proporz

Gründung einer Gewerblerpartei

Die antisozialistische Einstellung in den Dörfern Basellands hielt an, auch nachdem der Landesstreik von 1918 zu Ende gegangen war. Noch 1920 witterten die Verantwortlichen des Gewerbevereins Gelterkinden hinter jeder Aktion ein sozialistisches Komplott. So etwa als die Postdirektion beschloss, den Briefzustelldienst an Sonntagen einzustellen. Ein weiterer Diskussionspunkt waren die Ladenschlusszeiten. 1922 wurden sie vereinheitlicht und auf die Zeit von 6.30 Uhr bis 20 Uhr festgelegt. Doch lange nicht alle Geschäftsinhaber hielten sich an den Beschluss. Gewerbevertreter waren daran interessiert, der Sozialdemokratie nicht nur eine Standesorganisation, sondern eine politische Partei entgegenzustellen. Am 3. März 1919 berichtete die ‹Basellandschaftliche Zeitung›: «Am Ruder sind heute nicht mehr Männer, die auf geordnetem, gesetzlichem Weg Verbesserungen für den Arbeiterstand anstreben, sondern ausgesprochene Anhänger der bolschewistischen Diktatur. Selbst im Kanton Baselland hat diese extreme Richtung ihre Anhänger. Wir müssen uns darauf gefasst machen, dass die Versuche des Novemberputsches wiederholt werden. Man hat gar keine Ahnung, mit welchen Mitteln auf die Bolschewiki- Herrschaft hingearbeitet wird.»(1) Im April 1919 entstand als Gegengewicht zur Sozialdemokratischen Partei die Demokratische Fortschrittspartei, der sich der kantonale Gewerbeverband sofort anschloss. Doch die bürgerliche Geschlossenheit hielt nicht lange an. Immer wieder spalteten sich Teilgruppen von der Demokratischen Fortschrittspartei ab. 1925 entstand die Idee, mit einer eigentlichen «Bürger-, Bauern- und Gewerbepartei» aufzutreten. Ziel der später BGB (Bauern-, Gewerbe- und Bürgerpartei) genannten Organisation war es, einerseits die Vormacht der Fortschrittspartei zu brechen und dem «Volk» mehr Einfluss zukommen zu lassen sowie anderseits jene Kreise zu unterstützen, welche von den Parteien vernachlässigt würden oder «unter den Daumen» geraten seien: Bauern und Gewerbetreibende.(2)

(1) Sibylle Rudin-Bühlmann: Parteigründungen im Baselbiet zwischen 1905 und 1939, Liestal 1999

(2) Sibylle Rudin-Bühlmann: Parteigründungen im Baselbiet zwischen 1905 und 1939, Liestal 1999

 

Zum Thema

Nein zum Proporz, 1910

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