Verbände-Landschaft
Veränderung des Wahlkampfs
Wo sich der motorisierte Verkehr staut, nehmen Parteien, Verbände und Vereine die Gelegenheit wahr, um für ihre Köpfe, Parolen und Anlässe zu werben. Im Stau – so die Erwartung der Werbenden – haben die Automobilistinnen und Automobilisten Musse, die Plakate zur Kenntnis zu nehmen. 1999 erreichte die Plakatedichte vor dem Schloss Ebenrain in Sissach derartige Ausmasse, dass die Behörden einschritten und eine Sperrzone ausschieden. Das schmucke Schloss sollte wieder besser zur Geltung kommen. Der politische Plakatwald ist symptomatisch für Veränderungen, die sich im Laufe des 20. Jahrhunderts in der politischen Arena vollzogen haben. Zu Beginn des Jahrhunderts standen persönliche Kontakte zwischen Wählern und Politikern im Vordergrund. Gewählt wurde, wer bekannt und in ein dichtes soziales Netzwerk eingebunden war. Gegen Ende des Jahrhunderts spielten Netzwerk- und Klientelbeziehungen eine untergeordnete Rolle. Wahlveranstaltungen, die Gelegenheit zum persönlichen Kontakt geboten hätten, finden kaum mehr Anklang. Wichtiger wurde, dass sich Politikerinnen und Politiker über die Medien richtig in Szene setzten. Auf diese Weise konnte es auch Quereinsteigern, die keine politische Stufenleiter erstiegen hatten und weniger bekannt waren, gelingen, ein politisches Amt zu erringen. In ihrem Auftritt mussten sie sich aber dem anpassen, was die Massenmedien vorzugsweise transportieren: Selbstdarstellung und Schlagworte.