Ergänzender Artikel zu:
Privatisierung von Ritualen

Vom Kirchhof zum Friedhof

Im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts brach die alte sakrale Einheit des Kirchhofes als Begräbnisplatz auseinander. Der alte Kirchhof – Friedhof ist erst eine späte Bezeichnung – war um die Kirche herum angelegt und seinerseits von einer Mauer eingeschlossen. Er bildete so einen heiligen Bezirk, der die jenseitige Welt repräsentierte; die Kirche stand darin unübersehbar als Zentrum und als Orientierungspunkt. Es waren dann die Mediziner, welche in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aus hygienischen Gründen die Verlegung der Begräbnisplätze ausserhalb der Dörfer forderten. Die Ausdünstungen der Leichen konnten angeblich die Gesundheit in den Dörfern gefährden. Diese Vorstellungen flossen auch in die kantonale Sanitätsgesetzgebung ein, und in den meisten Gemeinden fand eine Verlegung statt. Die neuen Begräbnisplätze waren nun nicht mehr Kirchhöfe, sie hatten den Charakter von zweckmässigen Entsorgungsstätten. Gottesacker war der Name, welcher sich dafür zuerst einbürgerte und erst später wurde die Bezeichnung Friedhof üblich.

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