Ergänzender Artikel zu:
Religion als individuelles Patchwork

Ersatzlösungen

Im 20. Jahrhundert dominierten zusehends Friedhöfe, die keinen augenfälligen Bezug mehr zu Kirchen hatten. Aus praktischen Gründen wurden früher oder später Abdankungshallen gebaut, welche schon von der architektonischen Gestalt her nicht mit Kirchen vergleichbar waren. Es waren Bauten im klassizistischen Stil oder moderne Zweckbauten, welche der religiösen Pluralität der Gesellschaft Rechnung trugen und kein konkretes religiöses Bekenntnis repräsentierten. Später begann man den Friedhof als Naturpark zu gestalten und fand im Bild des Werdens und Vergehens in der Natur eine Deutung des Todes, die nicht im engeren Sinne religiös war. Dann wieder wurden Brunnen zu einer beliebten Zierde von kommunalen Friedhöfen, sprudelnde Wasserquellen inmitten der Toten. Neben dem Natursymbol des Wassers stellte das von Menschenhand gestaltete Brunnenbecken auch ein kulturelles Sinnangebot dar. Seit den 1950er-Jahren wurden wieder vermehrt Künstler als Vermittler von Sinnstiftung in Anspruch genommen und man liess sie zentrale Skulpturen schaffen, welche für den modernen Menschen gültige Deutungen geben konnten. Alle diese Versuche konnten aber die Kirche nicht ersetzen, das Zentrum blieb verwaist. In gewisser Weise ist die Bedeutung der Kirche auf das einzelne Grab übergegangen. Durch dessen Gestaltung und Pflege ist die Sinnstiftung und Sinnfindung in den Bereich des Individuellen übergegangen.

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Postkarte zur Konfirmation

Video Clip - Reformierter Widerstand gegen katholischen Kirchenbau

 
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