Ergänzender Artikel zu:
Identitätsstiftung

Heimatbegriffe

Für Aussenstehende mag die harte Auseinandersetzung um die territoriale Zugehörigkeit des Laufentals 1983-1994 – ähnlich dem Kampf um die Wiedervereinigung der beiden Basel – etwas Anachronistisches anmuten. Doch spielte das räumliche Zugehörigkeitsgefühl auch am Ende des 20. Jahrhunderts eine wichtige Rolle, wie der Historiker Georg Kreis 1993 bemerkte: «Es gibt in einer bewegten und sich immer schneller verändernden Welt Rückhalt, Geborgenheit, Verankerung in einem bestimmten ‹Revier›. Diese Befindlichkeit trägt, sofern sie mit dem Gang der Welt richtig verknüpft wird, Wesentliches zur Lebensqualität bei.» Allerdings, räumte Kreis ein, hafte diesen Zugehörigkeitsgefühlen viel Künstliches an. Es handle sich um Bilder, welche die herkömmlichen Ideenvermittler wie Lehrerinnen, Pfarrer und Journalistinnen sowie Politiker produzierten und in denen in hohem Masse Stilisierungen und Klischees fortlebten. Zudem ständen sie im ausgehenden 20. Jahrhundert immer häufiger in spannungsvollen Widersprüchen zur tatsächlichen Raum- und Gesellschaftsordnung. Auch der Historiker Daniel Hagmann, der die Heimat-Vorstellungen von Frauen und Männern aus dem Laufental untersuchte, traf in hohem Masse auf Konstruktionen. Im 19. Jahrhundert verband sich Heimat in erster Linie mit dem dörflichen Horizont. Erst im 20. Jahrhundert und in der Auseinandersetzung um die Kantonszugehörigkeit schob sich das Tal oder der Kanton als Identifikationsgrösse in den Vordergrund.

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