Ergänzender Artikel zu:
Vereinslandschaft

Schlägerei in Muttenz

Am Sonntag, den 7. Juni 1914, war in Muttenz eine Versammlung zum italienischen Nationalfeiertag angesagt, organisiert durch das Konsulat in Basel.(1) Schon kurz nach zwei Uhr versammelten sich auf dem Bahnhof Muttenz etwa 100 Personen. Gegen drei Uhr stiegen zwei Männer auf Handkarren und sprachen zu den Umstehenden. Es sei nicht recht, meinen sie, einen Nationaltag zu feiern, wenn ein grosser Teil der Landeskinder gezwungen sei, sein Brot im Ausland zu verdienen. Beide forderten dazu auf, die Anhänger des Konsuls, die demnächst aus Basel kommend in Muttenz eintreffen würden, mit Protest zu empfangen. Als der Zug einfuhr, wurden Pfiffe und Protestrufe laut. Es kam zu Wortgefechten und Handgreiflichkeiten, eine Schlägerei brach aus. Nach etwa 15 Minuten war der Spuk vorbei. Die Schlägerei hatte ein gerichtliches Nachspiel. Die Abklärungen der Staatsanwaltschaft ergeben, dass sich die Italiener, welche sich zum Empfang der Gäste des Konsuls bereit gehalten hatten, bereits am Morgen in Basel getroffen hatten. Der Staatsanwalt rechnete sie den Sozialisten und Anarchisten zu. Vor Gericht wurden die Angeklagten in erster Instanz der Körperverletzung für schuldig befunden. Die Presse griff in ihrer Berichterstattung auf eingefahrene Vorstellungen über italienische Landsleute zurück. So nahm beispielsweise die ‹Basellandschaftliche Zeitung› nach der Schlägerei verwundert zur Kenntnis, dass «von der bekannten italienischen Waffenanwendung» kein Gebrauch gemacht worden sei und «keine Schwerverletzten» zu beklagen seien.(2)

(1) Peter Manz: La diaspora italiana di Basilea alla vigilia della Prima Guerra mondiale rivisitata con l’aiuto dei (controversi) fatti di Muttenz, in: Schweizerische Zeitschrift für Geschichte 48, 1998, S. 41-72

(2) Basellandschaftliche Zeitung, 8. Juni 1914

 

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