Ergänzender Artikel zu:
Kantonale Kulturförderung

Wandernde und Fahrende

Handwerker oder Kaufmann sein, das bedeutete im 19. Jahrhundert, eine Lehrzeit meist in der Nähe des heimatlichen Ortes absolvieren und dann als Geselle hinausziehen. Zahllose Bauhandwerker, Schuster, Pfannenflicker, Händlerinnen und Händler aller Art zogen so durch das Baselbiet. Daraus entstand dem immer noch auf Sesshaftigkeit angelegten dörflichen Gefüge ein Problem. Die Verfasser der Heimatkunde von Muttenz aus dem Jahr 1863 legten Wert auf die Feststellung, dass die dorfeigenen Handwerker die Bedürfnisse des Dorfes kaum befriedigen können. Die «4 Metzger, 3 Bäcker, 1 Spengler, 4 Schmiede, 4 Wagner, 3 Schreiner, 3 Drechsler (3 Küfer) und 2 Maler»(1) waren zu wenig. Immer mehr mussten Wandernde und Fahrende herangezogen werden, was wiederum zur Bemerkung führte: «so lockt auch die gute bürgerliche Kost die Arbeit suchenden Leute herbei, besonders solche, welche gerne gut leben, aber nicht gern viel arbeiten». Speziell ins Visier der Dorfbehörden gerieten die Hausiererinnen und Hausierer, aber auch die Handwerksgesellen galten als «Vaganten», als «flottante Elemente», derer man gerne habhaft werden möchte, um sie auszuweisen. Weil die Handwerksburschen dauernd unterwegs waren, erwies es sich als schwierig, sie beim Wickel zu packen. Erschwerend kam hinzu, dass jeder Kanton froh war, wenn ein paar missliebige Personen weniger in seinen Gefilden auftauchten. Keiner unternahm etwas, wenn «freundnachbarliche Abhülfe» gefordert wurde.

(1) Heimatkunde von Muttenz 1863, Liestal 1987, S. 57

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