Ergänzender Artikel zu:
Ein neues Altersbild

Religion als individuelles Patchwork

Soziologische Analysen im ausgehenden 20. Jahrhundert erwecken manchmal den Eindruck, die Religion verliere ihre Bedeutung in der modernen Gesellschaft. Atheismus ist jedoch die Ausnahme, christliche Grundwerte sind noch immer breit akzeptiert. Doch wie andere Lebensbereiche prägt die Individualisierung zunehmend auch die Einstellung zur Religion. Diese wird immer weniger als etwas von den kirchlichen Institutionen Vorgegebenes erlebt, sondern als Gegenstand individueller Entscheidung. Auf diese Offenheit antwortet eine Minderheit mit dem Rückzug in fundamentalistische Muster. Sehr viele Menschen suchen sich jedoch Inhalt und Ausdrucksform ihrer Religiosität selber aus, bei unterschiedlichen und manchmal sich widersprechenden Überlieferungen. Diese religiöse Einstellung des Individuums wird gelegentlich als Patchwork bezeichnet. Das Verhältnis den Kirchen gegenüber ist paradox. Die Menschen gehen persönlich zunehmend auf Distanz zu ihnen, anerkennen sie jedoch als gesellschaftliche Institutionen und stellen sogar Erwartungen an sie: Diakonie an schwachen Menschen, Orientierungshilfe, Kompensation der Sinnleere, Engagement für soziale Gerechtigkeit und internationale Menschenrechte. Und noch immer werden die Dienstleistungen der Kirchen in wichtigen Lebensetappen gerne beansprucht, etwa bei der Taufe, der Heirat und insbesondere beim Tod. Von den kirchlichen Handlungen der letzten zehn Jahre in der reformierten Kirche Baselland waren einzig die Bestattungen nicht rückläufig.

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