Allgemeine Abwehrhaltung
Die fremdenfeindliche Haltung der Baselbieter Bevölkerung im 20. Jahrhundert war Teil einer allgemeinen Abwehrhaltung, wie sie in Phasen raschen gesellschaftlichen Umbruchs auftreten kann. Die sozialen Veränderungen, denen die Menschen in der Zwischenkriegszeit ausgesetzt waren, befremdeten. Sie liessen vieles neu, ungewohnt oder fremd erscheinen und waren mit dem Verlust alter Gewohnheiten und Sicherheiten verknüpft. Fremd aber waren nicht nur Ausländerinnen und Ausländer, fremd waren einem auch die Zuzüger schweizerischer Abstammung, fremd wurden einem die Wegzüger, welche andernorts ihr Glück versuchten, unbekannt waren die neuen Berufe, die zu ergreifen man gezwungen war, ungewohnt waren die neuen Denk- und Verhaltensweisen, mit denen man zum Beispiel als Pendler konfrontiert war. An den Fremden zeigte sich lediglich besonders deutlich, was auch den Rest der Bevölkerung betraf: die Vervielfältigung und Vermischung der Lebenslagen und -weisen, die häufigere Konfrontation kultureller Unterschiede und die Verschärfung sozialer Gegensätze. Als besonders anders und fremd fielen Frauen und Männer aus dem Ausland deshalb auf, weil sie die öffentliche Diskussion und das alltägliche Gespräch dazu machten oder weil ihre Sprache oder ihr Verhalten Anlass boten, die Unterschiede als besonders stark herauszustreichen. Dem kam die psychische Neigung vieler Menschen entgegen, ihre verdrängten und ungelebten Seiten auf andere Menschen zu übertragen und an diesen abzulehnen.