Ergänzender Artikel zu:
Erfindung der Jugend und des Alters

Verdingkinder

Als es noch keine Heime und Anstalten, keine Fürsorge- und Armenvereine gab, waren die nächsten Verwandten zuständig, wenn Kinder zum Beispiel durch den Verlust ihrer Eltern plötzlich alleine dastanden. Fehlte die Verwandtschaft und gab es auch keinen Platz im «Schpittel» oder im Waisenhaus, wurden die Kinder irgendwo an die Kost gegeben, das heisst verdingt. Das Los der Verdingkinder war das Bitterste, das man sich vorstellen kann. Schlimmer gehalten als der Hofhund bestand ihr Leben aus Arbeit, Arbeit und nochmals Arbeit. Selbst der anklagende und flammende Protest von Jeremias Gotthelf in seinem Roman ‹Der Bauernspiegel› von 1837 vermochte daran wenig zu ändern. 1854 zählte der Rechenschaftsbericht des basellandschaftlichen Armenerziehungsvereins 127 Kinder, die zu diesem Zeitpunkt in einer fremden Familie untergebracht waren. Die Praxis des Verdingens wurde bis weit ins 20. Jahrhundert fortgesetzt. Wie es den Verdingkindern in den fremden Familien ergangen war, darüber sind selten Zeugnisse erhalten.

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