Ergänzender Artikel zu:
Turnen für den Nationalstaat

Wohlstand und Spott

Am Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts führten das Bevölkerungswachstum, die steigende Konsumkraft breiter Kreise sowie die inzwischen verbandsmässig koordinierte, bäuerliche Interessenpolitik zu einer beachtlichen Verbesserung der wirtschaftlichen Situation der Bauern. 1897 war der Schweizerische Bauernverband ins Leben gerufen worden, 1902 der Verband der Basellandschaftlichen Viehzuchtgenossenschaften, 1904 der Verband der nordwestschweizerischen Milchgenossenschaften und 1914, im Jahr, als der Erste Weltkrieg ausbrach, der Verband der landwirtschaftlichen Genossenschaften der Nordwestschweiz. Die Bauernschaft war gut organisiert, ihre Vertreter waren machtvolle Politiker. Das sorgte auch für Spott. Vom Kleinstädtchen Waldenburg und seinen bäuerlich-handwerlichen Bewohnern zeichnete der Baselbieter Dichter Carl Spitteler in seinem Romanerstling ‹Das Wettfasten von Heimligen› 1888 folgendes bittere und ironische Bild: «Obschon von kräftigem Körperbau, handfest und schlagfertig, überdies mit kriegerischen Schnurrbärten und unheimlichen Räuberhüten geschmückt, sind doch die eigentlichen Heimliger von stillem, beschaulichem Wesen, welches bei den Begabten ins Sinnige, Träumerische und Empfindsame, bei den Unbegabten ins Dumpfe schlägt. Sie können stundenlang im Wirtshaus einander stumm gegenübersitzen, die Arme weit über den Tisch gelegt und das Weinglas dazwischen. […] Wenn sich dabei keine Gedanken formen, so ist es nur, weil sie anderes und Wertvolleres erzeugen als Gedanken.»(1)

(1) Carl Spitteler: Das Wettfasten von Heimligen, Zürich 1980, S. 16f.

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