Ergänzender Artikel zu:
Der Schwung ging verloren

Bildungspolitik als Armenpolitik

Bildungs- und Erziehungspolitik war lange Jahrzehnte Sozial- oder Armenpolitik und umgekehrt, was zum Beispiel in der Bezeichnung Armenerziehungsverein zum Ausdruck kommt. Auch die Institutionen wie etwa die Richter-Linder’sche Anstalt verkörperten beides.(1) Sie waren weder reine Erziehungsheime noch gemeinnützige Armenanstalten. Durch die den Zöglingen auferlegte industrielle Arbeit und ihre Orientierung am Gewinn waren sie von Anfang an eine für die Insassen unglückselige Einrichtung. Die materiellen Aspekte – «Arbeit und Geld gehen vor Schule» – waren 1873 und 1876 am Scheitern eines Gemeindeschulgesetzes beteiligt. Die Kinderarbeit bedeutete eben einen wichtigen Zuschuss zum Einkommen. Lohnarbeit und Bildung standen einander gerade bei den ärmeren Schichten entgegen. Erst 1911 wurde das Gesetz angenommen. Dazwischen lagen 1907 und 1908 zwei vom Volk abgelehnte Vorlagen. Der Erste Weltkrieg und die Wirtschaftskrise der Zwanziger Jahre brachten dem Ausbau des Bildungswesens nochmals eine Verlangsamung. Die Stagnation hielt bis zu den Wachstumsjahren nach 1950 an. Allerdings wurden bildungspolitische Fragen weiter diskutiert, wie zum Beispiel die Frage der Koedukation.

(1) Sabine Bitter: Die Richter-Linder’sche Anstalt in Basel von 1853-1906, Lizentiatsarbeit Universität Basel 1989

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