Unruhige Zeiten
In den 1860er-Jahren machte sich in breiten Teilen der Baselbieter Bevölkerung eine Unzufriedenheit breit, auf welcher der Verfassungskampf der so genannten Revi-Bewegung aufbaute. Mit der Eröffnung der Eisenbahnlinie Basel-Olten 1858 war der Entfernungsschutz zerbröckelt, von dem die für den Markt produzierenden Bauernfamilien profitiert hatten; das traditionelle Transporthandwerk wurde erwerbslos und in der Seidenbandindustrie liess der nordamerikanische Sezessionskrieg den Export einbrechen. Zudem hatten sich Hoffnungen, welche die Unterschicht mit der Kantonstrennung verbunden hatte, nur teilweise erfüllt. Die Anpassungsprozesse in der Landwirtschaft und die Konkurrenz der Fabrikproduktion für die Heimposamenter verschärften die Schwierigkeiten. Die Armut hatte weiter zugenommen, und immer wieder führten wirtschaftliche Krisen zu Verdienstausfällen. Die Elite des Kantons ihrerseits wehrte sich gegen eine Verfassungsrevision, weil ihr Einfluss zu schwinden drohte, wenn die Verfassung die demokratischen Rechte erweiterte. Die Revi-Bewegung brachte Unruhe und Unberechenbarkeit ins politische Tagesgeschäft, das die politischen Eliten mit der Verfassungsrevision von 1850 erstmals zur eigenen Zufriedenheit eingerichtet hatten. Damals habe eine Phase des «frohen Schaffens» einer jungen Generation eingesetzt, schwärmte Martin Birmann später. Die alten Vertreter der Revolution hätten «neue, jugendliche Gestalten an die Spitze der Behörden» gestellt. Die Arbeit des Landrates habe sich würdiger gestaltet.(1)
(1) Martin Birmann in seinem Rückblick auf die Revisionsbewegung, Staatsarchiv Baselland, PA 056,2