Laufentaler Gemeinden im Widerstand
Die Gemeinden des Laufentals waren während des 19. Jahrhunderts mit einem stärkeren Staatsapparat konfrontiert als die Baselbieter Gemeinden. Bereits ab 1860 baute der Kanton Bern die staatlichen Verwaltungs- und Kontrollinstanzen aus und verstärkte die Aufsicht über die Gemeinden. Seine Bestrebungen zur Zentralisierung zeigten sich zum Beispiel im Bildungs-, im Steuer-, im Zivilstands- und im Forstwesen. Mit dem Regierungsstatthalter in Laufen besass der Kanton einen Vertreter im Bezirk, der die Befugnis hatte, in die Geschäftsführung der Gemeindebehörden einzugreifen. Die Laufentaler Gemeinden widersetzten sich vor allem mit passivem Widerstand, indem sie beispielsweise den Erlass von Reglementen um Jahre hinauszögerten. Ihre Abwehrhaltung führte sie ins kulturelle Ghetto einer katholischen Sondergesellschaft, wie sie auch in anderen Gebieten zu beobachten waren. Damals entstanden nachhaltige Konfliktlinien, welche ihre Wirkung bis zum Kantonswechsel des Laufentals im späten 20. Jahrhundert beibehielten. Die Konflikte zwischen dem Kanton Bern und den Laufentaler Gemeinden stärkten kommunale Identitäten. Der Streit mit den kantonalen Instanzen liess die Dorfbewohnerinnen und -bewohner zusammenrücken, obwohl sich die sozialen Spannungen und Verteilungskämpfe innerhalb der Dörfer verschärft hatten. Die Bilder, die sie sich von sich selbst machten und die eine bäuerliche und selbstbestimmte Dorfgemeinschaft zeigten, hielten noch vor, als ihnen die Wirklichkeit längst widersprach.