Wunsch nach Gleichberechtigung
Am 18. Oktober 1830 legte der Therwiler Advokat Stephan Gutzwiller, Mitglied des Grossen Rates in Basel, im Wirtshaus Bad Bubendorf den dort versammelten etwa 40 Männern eine Bittschrift auf den Tisch. Die Bittschrift mit dem Wunsch nach einer neuen Verfassung sollte den städtischen Oberen unterbreitet werden. Alle Anwesenden unterschrieben; 707 weitere Baselbieter Männer kamen später dazu. Um die Versammlung in die richtige Stimmung zu versetzen, las Gutzwiller den Freiheitsbrief von 1798 vor. Seit am 22. Januar 1798 der grosse Freiheitsbaum auf dem Münsterplatz in Basel die Gleichheit der Landschaft mit der Stadt signalisiert hatte, liess sich die Idee einer angemessenen Repräsentation des Baselbiets im Grossen Rat nicht mehr unterdrücken. Das Jahr 1798 wurde hier in einem Atemzug mit den Bauernaufständen von 1525 und 1653 genannt. Die Bittschrift wurde dem Basler Bürgermeister Wieland überreicht. Dieses Vorgehen war weitherum akzeptiert, nicht nur auf der Landschaft, auch in der Stadt, und enthielt nichts Revolutionäres. Schon 1829 war im Grossen Rat ein Vorschlag zur Verfassungsrevision eingebracht worden. Die Realisierung wurde jedoch hinausgeschoben. Als der Grosse Rat aufgrund der landschaftlichen Bittschrift 1830 dann endlich über die Verfassungsrevision verhandelte, drangen die Baselbieter Forderungen nicht durch. Die Landschaft erhielt zwar die Mehrheit der Sitze zugeteilt, aber nur 79 von 154 Sitzen, obwohl sie doppelt so viele Menschen zählte wie die Stadt.
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