Die Pflege ist weiblich
Die Entdeckungen der Bakteriologie und die Fortschritte in der Anästhesie brachten der Ärzteschaft im 19. Jahrhundert die gewünschten Heilerfolge. Der «Schpittel» hatte damit eine neue Funktion. Er war nicht länger Sterbehaus der Armen, sondern erlangte einen Ruf als medizinische Heilanstalt. Zudem wurde er in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts auch zum Ort der medizinischen Praxis. Immer mehr verschob sich diese von der Behandlung zu Hause hin zur Behandlung im Spital. Parallel dazu gestaltete sich auch die innere Struktur des Krankenhauses um. Mit dem Aufschwung der akademisch geschulten Medizin im 19. Jahrhundert ging sowohl eine Trennung in verschiedenste Bereiche als auch eine Medikalisierung und eine Professionalisierung des gesamten Pflegewesens einher.(1) Denn mit der rasanten Entwicklung der Medizin als Wissenschaft entfernte sich der Arzt immer mehr von der Behandlung der Patientinnen und Patienten. Er forschte, er lehrte, er diagnostizierte und verschrieb. Die Patientinnen und Patienten pflegen, das sollten andere tun. Dazu waren die Frauen da: die Schwestern, die Kranken-Schwestern und die gemeinnützigen Frauenvereine.(2)
(1) Claudia Bischoff: Frauen in der Krankenpflege. Zur Entwicklung von Frauenrolle und Frauenberufstätigkeit im 19. und 20. Jahrhundert, Frankfurt 1984; Alfred Fritschi: Schwesterntum. Zur Sozialgeschichte der weiblichen Berufskrankenpflege in der Schweiz 1850-1930, Zürich 1989
(2) Sibylle Benz-Hübner: Frauen stricken Maschen für ein soziales Netz. Gemeinnützige Frauenarbeit im Kanton Baselland, in: Sabine Kubli/Pascale Meyer: Alles was RECHT ist! Baselbieterinnen auf dem Weg zu Gleichberechtigung und Gleichstellung, Liestal 1992, S. 53-67; Claudia Wirthlin: Eus git’s scho lang! 150 Jahre Frauenverein Liestal, o.O. 1993