Die Akteure der Demokratiebewegung in den 1850er- und 1860er-Jahren
Ende einer Politikerkarriere
Christoph Rolle war Baselbieter Regierungsrat, als er am 26. Mai 1865 in einem Wirtshausstreit im Lausener Bären mit seinem Dolch zustach und den Wirt und Bäcker Jonas Ballmer mit zwei Stichen in die linke Brustseite lebensgefährlich verletzte. Die erste Gerichtsinstanz war der Ansicht, Rolle habe die Notwehr überschritten, und verurteilte ihn zu 200 Franken Busse. Das Obergericht erkannte auf Notwehr und sprach ihn am 19. März 1866 frei. Die Baselbieter Stimmbürger, am 13. Mai 1866 zur Regierungsratswahl aufgerufen, wählten Rolle und seine Gesinnungsfreunde ab. Drei Jahre, nachdem sie den so genannten Revi zum durchschlagenden Wahlerfolg verholfen hatten, wandten sie sich bereits von ihnen ab und schenkten deren Gegnern, den so genannten Anti, wieder mehr Vertrauen. Rolle und seine Revi hatten Vorstellungen darüber, wie der Auf- und Ausbau der kantonalen Institutionen zurückgebunden werden sollten. Über konstruktive Programmpunkte, die eine Antwort auf die sozialen und wirtschaftlichen Probleme der Bevölkerungsmehrheit gewesen wären, verfügten sie nicht. Nur gerade mit der Gründung der Kantonalbank hatten sie ein nachhaltiges Projekt realisiert. Zudem waren sie durch eine schroffe Haltung gegenüber den politischen Gegnern sowie durch eine wenig Vertrauen erweckende politische Praxis aufgefallen und hatten ihren Kredit verspielt. Nun erhielten sie und Christoph Rolle die Quittung: Wahltag ist Zahltag! Die direkt-demokratischen Einrichtungen brachten ihre eigenen Väter zu Fall.
Video Clip - H.K. Sonderegger – populär im Baselbiet, umstritten in der Schweiz