Ergänzender Artikel zu:
Die ersten Seidenbandfabriken

Zum Arbeiten in die Fabrik

Bei der Arbeit der Posamenterfamilien für den Seidenbandherrn in der Stadt kam der Auftrag mit dem Boten aufs Land. In der zweiten Phase der Industrialisierung im 19. Jahrhundert kehrte sich dieses Verhältnis um: Jetzt gingen die Frauen und Männer zur Arbeit in die Fabrik. Der Arbeitsprozess verlagerte sich aus dem Haus in ein speziell für diesen Zweck errichtetes Gebäude. Wohn- und Arbeitsort traten auseinander. Technische und wirtschaftliche Gründe bewogen die Seidenbandverleger, einen Teil der Posamenter in Fabriken zu beschäftigen. 1805 hatte der Franzose Joseph Marie Jacquard einen Mechanismus erfunden, mit dem sich mit Hilfe von Lochkarten kunstvoll verzierte Bänder herstellen liessen. Allerdings passten diese neuen Webstühle nicht mehr in die Wohnstuben der Heimarbeiterfamilien und diese waren auch nicht dazu ausgebildet, die neuen Stühle zu betreiben. Deshalb stellten die Verleger die neuen Stühle in Fabriken auf. Dort konnte man sie mit Wasser oder Dampf antreiben, die Produktivität erhöhen und den Arbeitsprozess zu kontrollieren. Der Verleger musste sich nicht mehr damit abfinden, dass die Arbeit auf den Stühlen immer wieder wegen landwirtschaftlicher Tätigkeiten unterbrochen wurde. Seine Vorarbeiter und Betriebsleiter konnten darauf achten, dass die Fabrikstühle nur zu knapp bemessenen Pausen oder zur Nachtzeit abgestellt wurden. Bei guter Auftragslage konnten sie auch Überstunden oder Schichtarbeit anordnen, so dass die teuren Anlagen während 24 Stunden betrieben wurden.

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Zum Thema

Der Posamenterstreifen, 1905

Heimweberei in Anwil, 1965-1978

 
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