Ergänzender Artikel zu:
Heimarbeit neben Fabrikarbeit

«Volks-Kultur»

Der Aufschwung staatlicher Kulturförderung in den 1930er-Jahren fiel zusammen mit einem stark wertkonservativen Kulturverständnis. Diese Rückbesinnung kontrastierte mit den Veränderungen der Alltagskultur in den Zwischenkriegsjahren. Neues Freizeitverhalten kam auf. Turnvereine erhielten Konkurrenz durch Wasserfahrer oder Fussballer. Neu waren auch Sportarten, die eine Trennung in Aktive und Publikum voraussetzten, zum Beispiel der Radrennsport. Beim Freidorf in Muttenz stand eine Rennbahn zur Verfügung. Führte die Tour de Suisse einmal über Baselbieter Boden, wie 1936, zog sie viele Schaulustige an. Gesellschaftliche Veränderungen drückte auch die Kleidermode aus. Die so genannten Goldenen Zwanziger hielten Einzug auf dem Land: Bubikopf, kecke Hüte und Hosen standen für moderne, städtische Lebensformen. Gleichzeitig sorgte sich aber der Verschönerungsverein Waldenburg um den Zerfall der Schlossruine. Eine ähnlich paradoxe Situation beherrschte die Entwicklung der Bildenden Kunst. Eine eigenständige Baselbieter Bildsprache, wie sie die Heimatbewegung der 1930er- und 1940er-Jahre fördern wollte, entstand nie, hatte nie existiert. Es fehlte ein entsprechendes Milieu, in dem sich eine autonome Kunstrichtung hätte bilden können. Im Gegenteil: Die Kunstszene im Baselbiet war immer zugleich lokal und grenzüberschreitend. Die professionellen Künstler und Künstlerinnen orientierten sich an den europäischen Zentren München, Paris, Berlin oder Florenz.

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