Leben vom Weben
Kochkurse statt Universitätsstudium
Johannes Kettiger forderte immer während seiner Zeit als Schulinspektor, die Mädchen neben der Handarbeit auch im Haushalten zu unterrichten. 1895 wurde die erste Koch- und Haushaltungsschule in Liestal eingeweiht. 1916 wurden die Kochkurse in Binningen für die Mädchen im letzten Schuljahr zum Obligatorium erklärt. Die so genannte Hygienerevolution hatte eines ihrer primären Ziele erreicht, die automatische und verpflichtende Einbindung der jungen Frauen in das für sie vorgesehene Rollenverständnis «des eigentlichen, des natürlichen Berufes» der Frau.(1) Wie hatte dies Johannes Kettiger 50 Jahre früher ausgedrückt? Die Ausbildung von Frauen unterstützte er sehr – auch den Turnunterricht für sie. Von «Emanzipation, die den Mann ans Nähkissen setzt und die Frau an die Sense stellt» wollte er nichts wissen, auch von jener nicht, «welche die Frau den Cicero übersetzen lässt und ihr Lienhard und Gertrud vorenthält, überhaupt jene nicht, welche die Frau nach Hamburg auf die Universität schicken und ungefähr das will, was man die Welt umkehren heisst».(2)
(1) Beatrice Dietrich: Sauber, sparsam, ordentlich. Die Entstehung und Entwicklung des hauswirtschaftlichen Unterrichts in Baselstadt und Baselland bis 1918, Lizentiatsarbeit Universität Basel 1988
(2) Ernst Martin: Johann Heinrich Pestalozzi und die alte Landschaft Basel, Liestal 1986, S.294