Ergänzender Artikel zu:
Elektrifizierung und Selbsthilfe

Suppenküche für die Armen

Die öffentliche Speisung von Bedürftigen in Krisenzeiten wie 1816/1817 stiess im Baselbiet des 19. Jahrhunderts nicht überall auf Zustimmung seitens der Betroffenen. Skepsis war vor allem im oberen Baselbiet verbreitet. Etwas anders sah die Situation im unteren Kantonsteil und vor allem in zentralen Orten wie Gelterkinden oder Sissach aus. Für die Einrichtung von Suppenanstalten sprachen hier vor allem die verschärfte Abhängigkeit der vielen auswärtigen Armen, die besser dotierten Armenseckel und die Kontrolle der öffentlichen Hilfe. Die Suppenanstalt in Gelterkinden funktionierte sehr gut, weil die Reichen und die Regierung sie kontinuierlich unterstützten. Trotzdem, so der Pfarrer, «fehlt es bei einigen Armen täglich und sie klagen über Mangel. Jetzt erst sieht man, was so eine Armen-Haushaltung von sechs bis sieben Personen täglich braucht […]. Einige sind nicht zu ersättigen.» In Sissach wurden Portionen von 3/4 Litern einer keineswegs mageren Suppe zu einem minimalen Preis ausgegeben, ebenso in Muttenz, so dass im schlimmsten Fall – wenn dies die einzige Mahlzeit einer Familie war – der Hunger nicht gestillt, wohl aber der Hungertod verhindert wurde. In Liestal hatte der Stabwirt mit gutem Erfolg eine so genannte Rumfordsche Suppe aus verstampften Knochen, Erbsen, Brot und Erdäpfeln angeboten. Die Gemeinde schloss sich an und gab sieben Mal pro Woche Suppe aus. Die kantonalen Behörden unterstützten die Suppenanstalten bereitwillig. Neben der Abgabe von verbilligtem Getreide und neben den Strassenbauprojekten war dies in den Jahren 1816/1817 die wichtigste Form der Krisenbekämpfung.

Zum Thema
 
.hausformat | Webdesign, Typo3, 3D Animation, Video, Game, Print