Leben vom Weben
Arbeitsgänge beim Weben
Erhielt die Heimposamenterfamilie einen Auftrag, so überbrachte ihr der Bote Zettelspulen, Schäfte und Faden für den Schuss. Der Verleger hatte das Rohmaterial beschafft und die vorbereitenden Arbeitsgänge von spezialisierten Heimarbeiterinnen oder in der Fabrik vornehmen lassen. Der erste Arbeitsschritt für die Posamenterin oder den Posamenter war das so genannte Aufmachen des Webstuhls: Zettelspulen und Schäfte waren einzuhängen und zu beschweren. Die einzelnen Zettelfäden waren durch die Litzen der Schäfte und durch das Webblatt zu führen und an die Zettelenden des vorangehenden Auftrags anzudrehen. Dieser Arbeitsgang war sehr aufwendig, weil Tausende von Fäden zu verknüpfen waren. War der Stuhl aufgemacht, begann das Weben. Dabei trieben Motor oder Arme die Lade mit den Schiffchen. Die Schiffchen führten den Einschlag zwischen den Kettfäden hindurch, die von den Schäften in unterschiedlicher Anordnung angehoben oder gesenkt wurden, wodurch das Muster entstand. Die Posamenterin überwachte den Arbeitsvorgang, was viel Konzentration verlangte. Wo den Spülchen in den Schiffchen der Faden ausging, setzte sie ein neues ein. Gerissene Fäden verknüpfte sie. Waren ein paar Meter gewoben, zog sie die Gewichte hoch. Zudem füllte sie an der Spüli-Maschine die leeren Spülchen neu auf. Hin und wieder schaute ein Visiteur vorbei, der Beauftragte des Verlegers. Er überwachte den Arbeitsprozess und wo Probleme auftauchten, griff er ein. War ein Auftrag ausgeführt, haspelte die Posamenterin die gewobenen Bänder zu Strangen und liess sie vom Boten dem Verlag überbringen.