Ergänzender Artikel zu:
Vom Scheitern eines Händlers

Zusammenprall von Kulturen

Das Zusammenleben von Katholiken und Reformierten gestaltete sich nicht immer einfach, wie das Beispiel von Sissach zeigt. Bis Ende der 1970er-Jahre kamen alle Pfarrer der katholischen Diaspora-Pfarrei Sissach-Gelterkinden – wie übrigens die meisten ihrer Gläubigen auch - aus einer Gegend der katholischen Stammlande. Entsprechend hatten sie etliche Mühe mit der für sie neuen Diasporasituation. «Da er vorher in ausschliesslich katholischen Orten pastorierte, war das neue Arbeitsfeld bei den Diasporakatholiken ein bedeutend verschiedenes für den neuen katholischen Seelsorger von Sissach», schrieb der erste Pfarrer, Otto Wiederkehr, selbst in die Pfarreichronik. «Die Grosszahl der Diasporakatholiken hat nämlich infolge der Einflüsse des Protestantismus ganz eigenthümliche Begriffe von Religion und deren praktische Ausübungen. Selbst bei denjenigen, die noch katholisch sein wollen, steht der religiöse Thermometer ziemlich tief und droht bisweilen bis auf Null herunterzusinken.» Von protestantischer Seite wurde ihm vorgeworfen, «von der Kanzel herab auf die Protestanten herabzuhauen» und das gute Einvernehmen mit den Katholiken zu stören. Möglicherweise hatte Wiederkehrs frühe Demission im Jahre 1901 mit konfessionellen Spannungen zu tun. Auch seine Nachfolger zeigten sich in konfessionellen Fragen unduldsam und bisweilen aggressiv, etwa wenn sie gegen das so genannte Krebsübel konfessionell gemischter Ehen und den damit verbundenen «Abfall vom Glauben» wetterten.

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