Ergänzender Artikel zu:
Vom Scheitern eines Händlers

Der Dorfelektriker

Als im Baselbiet zu Ende des 19. Jahrhunderts das elektrische Licht eingeführt wurde, galten die Sachverständigen zuerst einmal als «Chnuperi». Sie künstelten und werkelten etwas mit den Birnen herum und daraus wurde – einem Wunder oder einer Hexerei gleich – Licht. Aber das Dorf war auf diese Spezialisten angewiesen. Anfangs noch mit halbprofessionellem, selbst angeeignetem Praxiswissen ausgestattet, später mit beruflicher Ausbildung versehen und gerüstet, verschafften sich die Dorfelektriker Respekt, Anerkennung und eine monopolartige Stellung. Ihres Wissensvorsprungs waren sie sich wohl bewusst. Kamen sie auf einen Hof, wo erstmals elektrische Glühbirnen das Licht verbreiten sollten, inszenierten sie diesen Akt geschickt und gaben sich so das Bild eines Handwerkers, welcher mit übernatürlichen Kräften spielerisch umgehen kann. Sie installierten nicht nur, sie reparierten auch, denn manch eine ihrer Installationen war nicht vor Pannen gefeit. Oder sie griffen bei befreundeten Familien zu Tricks und legten die Zuleitung aus Gefälligkeit am Zähler vorbei. Selbst zum Auswechseln der defekten Glühbirnen musste der Elektriker anrücken, weil sich die Familienmitglieder – selbst wenn sie es als segensreich empfanden – nicht an dieses Teufelszeug herantrauten.

Zum Thema

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