Neue Verteilkämpfe

Seit dem wirtschaftlichen Einbruch der 1970er-Jahre wurden die Verteilkämpfe wieder härter. Allerdings blieben die industriellen Beziehungen davon weitgehend verschont. Nur in Ausnahmefällen, etwa bei der Schliessung der Firestone in Pratteln 1978 oder beim Streit um den Gesamtarbeitsvertrag im Steinhauergewerbe 1992, brachen erneut Arbeitskämpfe aus. Die meisten Kollektivstreitigkeiten wurden von Unternehmern und Belegschaften im ausgehenden 20. Jahrhundert mit sozialpartnerschaftlichen Verfahren ausgetragen. Und obwohl die Arbeitslosenrate zeitweise wieder Ausmasse annahm, die mit den Krisenjahren der Zwischenkriegszeit vergleichbar waren, gab es im Kanton Basel-Landschaft kaum eine nennenswerte Arbeitslosenbewegung. In diesem Zusammenhang tat ein weiteres Element der Sozialpartnerschaft seine Wirkung: Wer seinen Arbeitsplatz verliert, ist gegen Arbeitslosigkeit versichert, und wer ausgesteuert ist, wird vom sozialen Netz der Fürsorge aufgefangen. Zwar nimmt die Armut wieder zu, ein kritisches Mass, welches spürbare soziale Unrast auslösen würde, hat sie bisher aber nicht erreicht. Hinzu kommt, dass soziale Not und Arbeitslosigkeit heute vielfach wie im 19. Jahrhundert als selbstverschuldet wahrgenommen werden. Unter solchen Umständen haben es Argumente und Forderungen schwer, die gesellschaftliche Ursachen benennen und entsprechende Veränderungen verlangen.