Ergänzender Artikel zu:
Rationalisierung der Arbeit

Das Begräbnis im Dorf

Ein traditioneller Leichenzug hatte im Baselbiet des 19. Jahrhunderts seine feste, überlieferte Ordnung: Vor dem Sarg gingen (bei einem verstorbenen Schulkind) die Schulkameraden oder (bei einem verstorbenen Vereinsmitglied) die Vereinsmitglieder mit umflorter Fahne. Direkt hinter dem Sarg folgte der Pfarrer, neben ihm der so genannte Leidführer; das war der Vater, Ehemann, älteste Bruder oder Sohn. Dann reihten sich zuerst die männlichen und danach die weiblichen Angehörigen ein, in absteigender Linie der Verwandtschaft. Endlich schloss sich die übrige Trauergemeinde an, zuerst die Männer und dahinter die Frauen, nach abnehmendem Alter geordnet. Jede Familie schaute, dass jemand dabei war. Den Sarg trugen Nachbarn auf ihren Schultern – vier, wenn eine Frau, sechs, wenn ein Mann verstorben war. Sie hatten tags zuvor auch gemeinsam das Grab geschaufelt. War der Zug beim Friedhof angelangt, läutete für die letzte Strecke zum Grab nur noch die grosse Glocke. Mit einem Seil versenkten die Leichenträger den Sarg. Am offenen Grab sprach der Pfarrer ein Gebet. In der Kirche, wohin sich die Gemeinde danach begab, verlas er den Lebenslauf des Verstorbenen und hielt die Leichenpredigt. In katholischen Gemeinden trug man den Sarg zuerst in die Kirche, wo er während der Totenmesse eingesegnet wurde. Erst anschliessend wurde er auf dem Friedhof ins Grab gesenkt. Mit der Bewirtung der Verwandten und Bekannten schloss fürs Erste das traditionelle Ritual, mit dem sich die dörfliche Gesellschaft von einem verstorbenen Mitglied verabschiedete.

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