Ergänzender Artikel zu:
Fronarbeit als Zwang und Einkommen

Die Familie als neue Produktionseinheit

Die Untertanen der Grundherren waren im Mittelalter abgabe- und frondienstpflichtig. Doch die Grundherren zogen sich im Verlauf des Mittelalters aus der direkten Produktion auf ihre Burgen zurück. Die Ding- und Fronhöfe, welche im frühen und hohen Mittelalter die agrarische und handwerkliche Produktion organisiert hatten, waren im Zuge der Familiarisierung aufgelöst worden. Organisatorische Produktionseinheiten in Handwerk und Landwirtschaft waren nun die Kernfamilien, die aus einem Ehepaar und seinen direkten Nachkommen bestanden. Aus ökonomischen Gründen gab es nur wenige unvollständige Familien. Die Eheleute bildeten ein Arbeitspaar, bei welchem beide den jeweils eigenen Teil zum Auskommen und Überleben der Familie beitrugen. Beide waren gleichermassen abhängig von der Arbeitsleistung des andern. Das Auskommen des Haushalts, die Wirtschaftlichkeit des bäuerlichen Betriebs basierte auf dem Arbeitsertrag beider Eheleute, denn bei der im allgemeinen geringen Haushaltsgrösse war ihre Arbeitsleistung ausschlaggebend.(1) Zwischen den Geschlechtern gab es eine gewisse Arbeitsteilung, doch führte diese nicht zu zwei völlig getrennten Bereichen. Fiel ein Elternteil aus, litt die Familie Not. Die Beziehung zu entfernteren Verwandten war locker und ihre Unterstützung gering. Auch konnten sich die wenigsten Familien Gesinde leisten. Eher noch spielten die ergänzenden Leistungen von Nachbarn, Freunden, kirchlichen und kommunalen Einrichtungen eine Rolle.

(1) Mireille Othenin-Girard: Ländliche Lebensweise und Lebensformen im Spätmittelalter, Liestal 1994, S. 89

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