Ergänzender Artikel zu:
Zerfall der römischen Arbeitswelt

Arbeit im Dinghof

Das allmähliche Vordringen der Germanen ins Baselbiet führte seit dem 7. Jahrhundert zu einem Bevölkerungswachstum, das sich in zahlreichen neuen Siedlungen niederschlug. Dörfer im heutigen Sinne gab es noch nicht. An die Stelle der ehemaligen römischen Villen traten zunächst kleinere Höfe und Weiler, die aus wenigen ebenerdigen Pfostenhäusern und kleineren Nebenbauten wie Ställen, Speichern, Web- und Vorratskellern bestanden. Höfe und Weiler, die im Besitz des gleichen Grundherren standen, gehörten zu einem so genannten Herren- oder Dinghof. Aktenkundig sind beispielsweise ein Dinghof bei Arlesheim und ein Herrenhof bei Onoldswil, den heutigen Gemeinden Nieder- und Oberdorf.(1) Ding- und Herrenhöfe waren in erster Linie landwirtschaftliche Betriebe, auf denen Bedienstete beiderlei Geschlechts arbeiteten. In Zeiten hohen Arbeitsanfalls wurden sie durch die vom Grundherrn abhängigen Bäuerinnen und Bauern der Umgebung verstärkt, die ihre Frondienste dort leisteten. Sowohl die Ding- und Herrenhöfe wie die Bauernbetriebe der Umgebung kannten eine gewisse geschlechtsspezifische Arbeitsteilung. So gehörten zum Beispiel die Essenszubereitung, das Brauen, die Wäsche, das Spinnen oder Weben zu Pflichten, welche vor allem den Frauen oblagen. Doch waren die Arbeiten nicht deutlich in einen ausserhäuslichen Bereich der Männer und einen innerhäuslichen Bereich der Frauen unterteilt. Viele Tätigkeiten verrichteten Frauen wie Männer gemeinsam: beispielsweise die Arbeit beim Backen, bei der Schafschur, bei Aussaat und Ernte, bei der Weinlese, bei der Imkerei oder beim Fischen.(2)

(1) Reto Marti: Von der Römerzeit zu Karl dem Grossen; Das Frühmittelalter, in: Tatort Vergangenheit, Basel 1998, S. 478; Jürg Tauber: Das Mittelalter. Siedlungsgeschichte und Herrschaftsbildung, in: Tatort Vergangenheit, Basel 1998, S. 489-491

(2) Anke Wolf-Graaf: Die verborgene Geschichte der Frauenarbeit. Eine Bildchronik, Weinheim 1983

 

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