Die Akteure der Reformpolitik im ausgehenden 19. Jahrhundert
Gesundheits-Tourismus
Zehn Badekabinette mit zwölf Wannen, Strahl- und Regenduschen, eine Trinkhalle und Molke aus der Dorfkäserei: Das Kurhaus in Langenbruck, gebaut 1873/1874, verfügte über den modernsten Standard an Kureinrichtungen. Für die vorgesehenen 100 Gäste standen 61 Zimmer zur Verfügung, Gänge, Vestibül und sogar die Abtritte waren mit Warmluft beheizt. Anvisiert wurden sowohl die traditionellen Gäste des Ortes als auch neue zahlungskräftige Publikumsschichten. Hinter seiner Errichtung standen nicht primär sozialmedizinische Interessen wie Stärkung der Volksgesundheit oder Schaffung von Erholungsstätten. Die Investoren, meist Vertreter der städtischen Elite, setzten auf die Förderung des Fremdenverkehrs. Kur-Tourismus blieb bis zum Ersten Weltkrieg ein Klassenmerkmal, ein Privileg der bürgerlichen Oberschicht. Für Langenbruck bedeutete der Bau des Kurhauses eine markante Zäsur. Zwar mussten die Betreiber 1883 infolge der konjunkturschwachen Jahre Konkurs anmelden. Langfristig jedoch stärkte der professionell geführte Betrieb die Anziehungskraft des Ortes. Luft- und Badekurorte gab es schliesslich gegen Ende des 19. Jahrhunderts in vielen Gemeinden des Kantons: zum Beispiel in Ettingen oder Ramsach.
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