Die Akteure der Reformpolitik im ausgehenden 19. Jahrhundert
Realpolitik
Ende der 1860er-Jahre wurden die Anhänger der Verfassungsrevisionsbewegung, die so genannten Revi, aus ihrer dominanten Position in Parlament und Regierung verdrängt. Dazu trugen sie selbst auch ihren Teil dazu bei. Die Revi verfochten eine kompromisslose Politik, die nicht die Verständigung mit den politischen Gegnern suchte. Ihre Gegner hingegen, die so genannten Anti, signalisierten mehr Entgegenkommen: Sie schlugen auch Politiker zur Wahl vor, die unter den Revi Sympathien genossen. So präsentierten sie auf ihrer Regierungsratsliste von 1866 etwa Emil Frey, den Sohn von Dr. Emil Remigius Frey, einem Revi. Frey wurde auch prompt zusammen mit vier Anti-Kandidaten gewählt. Zudem verfolgten sie mit der Zeit eine Politik, welche sich mit den neuen direkt-demokratischen Elementen arrangierte. Als 1875 die Frage einer Revision der Verfassung von 1863 zur Debatte stand, bezeichnete der gleiche Emil Frey dieses Arrangement als Realpolitik und warnte davor, diesen Rahmen zu verlassen. Der überwiegenden Mehrheit des basellandschaftlichen Volkes sei die Beteiligung an Wahlen und Abstimmungen zum politischen Lebensprinzip geworden, argumentierte Frey.(1) Die Parteigänger der ehemaligen Anti verzichteten in der Folge auf die Forderung nach Abschaffung des obligatorischen Referendums. Sie schätzten die Lage richtig ein: Weder 1875 noch 1876 fand sich in den Abstimmungen über die Revisionsfrage eine Mehrheit, die auf die Auseinandersetzung um das obligatorische Referendum zurückkommen wollte.
(1) Akten der Kommission für Reorganisation der Staats-Verwaltung, Liestal 1875
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