Die Akteure der Reformpolitik im ausgehenden 19. Jahrhundert
Fortschritte und Fortsetzungen
1908 skizzierte alt Regierungs- und Bundesrat Emil Frey in einer Rede vor einer freisinnig-demokratischen Versammlung die konkreten Aufgaben des von ihm angestrebten Interventions- und Sozialstaates: Arbeiterschutz, die schiedsrichterliche Schlichtung von Erwerbsstreitigkeiten, das Recht der Arbeiterschaft zum gewerkschaftlichen Zusammenschluss sowie die Errichtung von Sozialversicherungen. Hätte Frey nach dem Zweiten Weltkrieg Bilanz ziehen können, wäre er vermutlich sehr zufrieden gewesen. Der Schutz der Arbeiterinnen und Arbeiter war ausgebaut worden. Mit dem Einigungsamt und der Sozialpartnerschaft hatte sich die schiedsrichterliche Schlichtung von Erwerbsstreitigkeiten und die Koalitionsfreiheit eingespielt. Und mit der Arbeitslosenversicherung, der AHV und anderen Sozialversicherungen war auch dieser Teil seines Programms auf breiter Basis verwirklicht. Nur in den wirtschafts- und sozialpolitischen Debatten der 1990er-Jahre hätte er vermutlich Parallelen zu jenen Fronten erkannt, denen er selbst 1908 gegenübergestanden hatte.
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