Ergänzender Artikel zu:
Der Bau der Eisenbahnlinie Basel-Olten

Spekulationsgeschäfte mit dem Homburgerbach

Für den gesamten Bau des Hauenstein-Eisenbahntunnels offerierte der englische Generalunternehmer Thomas Brassey in den 1850er-Jahren 616 Franken pro Fuss, das heisst für etwas über 4 Millionen Franken im Ganzen. Mit diesem Preis stach er die Konkurrenz aus. Erst beim Bau des Tunnels ab 1855 zeigte sich, dass Brassey einen Wasserrückleitungsstollen nicht projektiert hatte. Ob aus Vergesslichkeit oder um Kosten zu sparen? Auf jeden Fall entstand daraus ein massiver Konflikt, der massgeblich daran Mitschuld trug, dass Brassey die von ihm garantierte Bauzeit um 395 Tage nicht einhalten konnte und sich noch Jahre später mit der Schweizerischen Centralbahn über die Höhe der ihm abverlangten Rückzahlung stritt. Anfangs Januar 1857 begann nämlich der Homburgerbach auszutrocknen. Der Tunnelbau entzog ihm die Wassergrundlage. Die Situation verschärfte sich zusehends, und im Februar 1858 erklärte die Baselbieter Regierung, sie werde die Bauarbeiten polizeilich einstellen lassen. Aber es blieb bei der Erklärung. Denn zum einen waren die Interessen der Politiker mit denen der Bahnbauer identisch, zum anderen hinkte die Politik der Wirtschaft hoffnungslos hinterher. Als gar die Bauleitung die wenigen Rückleitungspumpen abstellen liess, um den Bau vollenden zu können, läuteten die Kirchenglocken Sturm. In ihrer Wut inszenierte die Bevölkerung Anfang März 1858 einen Angriff auf den Tunnel und erzwang die Einstellung der Arbeiten. Der Bundesrat musste einen Vergleich zwischen dem Kanton Basel-Landschaft und der Centralbahn vermitteln.(1)

(1) Heinz Frey/Ernst Glättli: Schaufeln, sprengen, karren. Arbeits- und Lebensbedingungen der Eisenbahnbauarbeiter in der Schweiz um die Mitte des 19. Jahrhunderts, Zürich 1987, S. 131

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