Ergänzender Artikel zu:
Streit um die direkte Demokratie

Protest gegen Interessenfilz

Mitte des 19. Jahrhunderts befand sich die Baselbieter Regierung in einer problematischen Lage. 1852 konnte sie sich mit dem Vorschlag eines Wirtschaftsgesetzes, welches die Zahl der Wirtschaften, Schenken und Gasthäuser beschränken sollte, im Landrat nicht mehr durchsetzen.(1) Die anstehenden Landenteignungen für den Eisenbahnbau verstärkten die Situation zusätzlich. Regierungsrat Johannes Meyer war Verwaltungsrat der Schweizerischen Centralbahn. Wie sollte da der Landrat sachgerecht und ungebunden entscheiden, wem er die Konzession zum Bau erteilen wollte? Steuerfrei sollte die Centralbahn auch noch davonkommen. Als dann gar die Agenten der Centralbahn bei den Landkäufen rücksichtslos und arrogant vorgingen, indem sie zum Beispiel den Bauern unverhohlen drohten, wurde aus der bis anhin stummen Verbitterung eine laute Empörung. Regierungsrat Meyer sass im Verwaltungsrat. Die Experten, die mit den Landbesitzern den Preis aushandelten, standen ebenfalls im Sold der Centralbahn. Zudem war der Präsident des Schiedsgerichts, Forstinspektor Hofer, gleichzeitig als Landkäufer der Centralbahn im Luzernischen unterwegs. Die Verfilzung der Interessen des Kantons mit jenen der Centralbahn war zu deutlich. Bei der Landratswahl 1854 gaben die wählenden Baselbieter Männer eine eindeutige Antwort auf deren selbstherrliches Machtgebaren. Alle Exponenten der Centralbahn, auch Nationalrat Stephan Gutzwiller, der sich in Bern für die Bahn stark gemacht hatte, wurden nicht wieder gewählt.

(1) Roger Blum: Die Beteiligung des Volkes im jungen Kanton Basel-Landschaft, Liestal 1977, S. 272ff.

Zum Thema

Volksblatt aus Baselland, 1862

 
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