Ergänzender Artikel zu:
Abspaltungen Richtung Mitte

Frauen in Turnhosen

Wenn Männer Frauen baten, ihnen den Turnvereinsabend zu verschönern, dann meinten sie auch die Vorführungen der Damenriege, wo sie den voyeuristischen Blick auf die Frauen schweifen lassen konnten. Frauenturnen wurde seit seinen Anfängen mit Körperlichkeit und Sexualität in Verbindung gebracht. Ausdruck der erotischen Ausstrahlung waren die weiblichen Turnkleider. Die Bekleidung im Turnen oder im Sport war deshalb wichtig, weil sie eine Vorreiterrolle einnahm, der Strassenkleidung voranging. Dass Frauen Hosen trugen, zuerst lange Pumphosen, dann immer kürzere, bis zu den so genannten Blauhöschen, war im Alltag der Baselbieter Dörfer in den 1930er-Jahren sonst unvorstellbar. Wie Männer die Frauen in Turnkleidern wahrnahmen, drückt sich in einer Artikelserie im ‹Turnerbanner›, dem Organ des Turnvereins Liestal, von 1932 aus. Der Verfasser hielt die Darbietung der Frauen für einen Augenschmaus, nicht wegen der turnerischen Qualität, sondern wegen der Erotik. So schwärmte er einem fiktiven Freund vor: «Ich sehe Dich im Geiste vor mir, das Wasser läuft Dir schon im Mund zusammen.» Er war vom Anblick überwältigt, «der einen alle Sorgen vergessen macht. Die blauen Kleidchen, die rosigen Beinchen und frisch ondolierten Köpfchen». Nach der Veranstaltung ging es im Wirtshaus Ziegelhof weiter, wo der Artikelschreiber nicht fehlen wollte, weil das Gerücht umging, «dass einige Mädchen nur den Mantel über die Turnkleider angezogen hätten und so zum Tanz ins Lokal kämen. Denk Dir diese Tangos».(1)

(1) Eva Herzog: Frisch, frank, fröhlich, frei. Frauenturnen im Kanton Basel-Landschaft, Liestal 1995; Hans Keller: 100 Jahre Kantonalturnverein Baselland 1864-1964, Liestal 1964

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