Ergänzender Artikel zu:
Frühe Parteiformen

Arme Kinder

Am meisten unter der Armut litten die Kinder. Erst recht, wenn sie als unehelich Geborene «Bastarde» waren, wie es in den Geburts- und Taufbescheinigungen zwar etwas vornehmer auf Lateinisch als «Spurius» beziehungsweise «Spuria», aber dennoch nicht weniger deutlich und stigmatisierend verzeichnet wurde. Arm, aber ehrenvoll, das ging noch hin, genauso wie unehelich und nicht arm. Beides zusammen hingegen: arm und unehelich, das bildete eine langwährende Hypothek. Viele solcher Knaben und Mädchen kamen auf Betreiben der Behörden in eine Anstalt. Für die basellandschaftlichen Armeninspektoren bildeten die Versorgungen von Kindern in «Rettungs-» oder «Armenerziehungsanstalten» die Möglichkeit, die Jugendlichen durch ein strenges Regiment und durch rigorose Arbeitseinsätze zu «besseren Menschen» zurechtzubiegen. So sah es die damals gängige Theorie der Armut. Denn für Kinder und Jugendliche musste aus dem Gebote der Menschlichkeit gesorgt werden; die Alten – ohnehin an ihrer Armut selber schuld – gab man leichter verloren.

Zum Thema

Wahlkampf mit harten Bandagen, 1919

Unkonventionelle Gemeindeparteien, 1988

 
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