Ergänzender Artikel zu:
Proporz

Bürgerliche und sozialdemokratische Interessen

Der Basler Generalstreik vom August 1919 war wie der gesamtschweizerische Landesstreik vom November 1918 Ausdruck gespannter sozialer und politischer Verhältnisse. Die Folgen der schwierigen Kriegsjahre und der wirtschaftliche Konjunktureinbruch erzeugten nach dem Ersten Weltkrieg in der Stadt Basel, auf der Landschaft und in der übrigen Schweiz soziale Spannungen und politische Unruhen. In der Landratsdebatte vom August 1919 über die Proporzvorlage waren diese Spannungen allgegenwärtig. Nationalrat Adolf Seiler rühmte das neue Wahlverfahren als «das beste Mittel, die immer grösser werdenden Gegensätze zwischen Sozialdemokraten und Bürgerlichen, Stadt und Land, oberem und unterm Kantonsteil auszugleichen». Der Proporz verwirkliche den «Grundsatz der Gerechtigkeit» bei den Wahlen und erleichtere die soziale Verständigung. Die aufgeschlossenen Vertreter der Bürgerlichen suchten den Ausgleich und die Verständigung mit den Sozialdemokraten. Auch dem Sprecher der Proporzgegner, Alfred Veit-Gysin, waren die politischen Gegensätze bewusst. Nur glaubte er nicht daran, dass ein neues Wahlverfahren die Gefahr einer Revolution bannen würde. Durch den Proporz würden im Gegenteil «Jungburschenführer, Revolutionäre und andere Gegner von Ruhe und Ordnung in die Behörden» gelangen. Die Verhältniswahl bringe einzig den Sozialdemokraten «Nutzen und Zuwachs». Die erhoffte Entspannung werde sich aber nicht einstellen: «Die Sozialdemokraten […] wollen keine Versöhnung, keinen Ausgleich: sie wollen die Macht.»

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