Ergänzender Artikel zu:
Frühe Parteiformen

Politische Horizonte

Der politische Horizont der Mehrheit war im 19. Jahrhundert noch in erster Linie die Gemeinde. Deren Institutionen reichten weitgehend aus, um die alltäglichen Probleme zu meistern. Erst in zweiter Linie bedurfte man der andern Ebenen des politischen Systems: des Kantons oder des Bundes. Um den Alltag zu bewältigen, musste der Kanton weder stark noch ausgebaut sein. Noch in den 1870er-Jahren standen Vorschläge zur Debatte, welche die Zahl der Regierungsräte auf drei reduzieren und den Landrat verkleinern wollten. Die Vertreter der politischen Elite des Kantons sahen es anders. Sie versuchten, den Kanton zu stärken und die Macht der Gemeinden zurückzudrängen. Mit den Verfassungsrevisionen von 1838 und 1850 vermochten sie ihre Position zu stärken. Die Revisionsbewegung der frühen 1860er-Jahre unterbrach in ihrer Sicht den stetigen Ausbau kantonaler Institutionen. Sie errichtete mit den direktdemokratischen Elementen Hürden: Der Landrat konnte ohne Zustimmung der Stimmberechtigten kein Gesetz mehr erlassen. Unter dem Gesichtspunkt der Auseinandersetzung zwischen Kanton und Gemeinden sorgte die so genannte Revi-Bewegung dafür, dass die Gemeinden den Kanton noch einmal zurückbinden konnten. Sie unterwarf mit dem obligatorischen Referendum alle kantonalen Gesetze der Zustimmung der Gemeindeversammlungen. Auch bei den Wahlen rückte die Revi-Bewegung den Kanton den Gemeinden näher: Sie verkleinerte die Wahlkreise, so dass sich die 74 Gemeinden auf 40 Kreise verteilten.

Zum Thema

Wahlkampf mit harten Bandagen, 1919

Unkonventionelle Gemeindeparteien, 1988

 
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