Ergänzender Artikel zu:
Wunsch nach Gleichberechtigung

Unmut der politischen Elite

«Die Gemeinde […] ist bei uns […] seit der ganzen Zeit des Bestandes des Kantons so sehr und immer mehr die Trägerin des öffentlichen Lebens geworden, dass unser Staat noch nie zum Vollgefühle der Souveränität gekommen, sondern immer als blosses Aggregat von Gemeinden erschienen ist. So sehr auch die Verwaltung immer einen einheitlichen Mittelpunkt gesucht hat: unsere Geschichte zeigt hier mehr einen zentrifugalen Fortgang. Die Gemeinden sind so sehr autonom, dass auch die Oberaufsicht des Staates in der Verwaltung eine inhaltlose Figur und die Gemeinde, sofern sie nicht die Staatsbehörde fragen will, geradezu selbständig und unkontrolliert ist.»(1) Mit diesen Worten gab Martin Birmann 1874 als Präsident der ersten Reorganisationskommission seinem Ärger über die starke Stellung der Gemeinden im Kanton Ausdruck. Doch nicht allein die Gemeindeautonomie war ihm ein Dorn im Auge, sondern auch die direkt-demokratischen Elemente, welche seit 1863 in der Baselbieter Staatsverfassung verankert waren. Birmann war ein typischer Vertreter der politisch führenden Elite des Kantons, deren Einfluss durch die Gemeindeautonomie und durch das obligatorische Gesetzesreferendum begrenzt wurde. Während der Revi-Bewegung Anfang der 1860er-Jahre gehörte er der Partei der Anti an und war neben Stephan Gutzwiller einer der prominentesten Gegenspieler von Christoph Rolle. Er machte die Politik seiner Gegner dafür verantwortlich, dass es mit dem Auf- und Ausbau der kantonalen Institutionen nicht vorwärts ging. Trotzdem bot Birmann immer wieder Hand zur Vermittlung zwischen den verfeindeten Lagern.

(1) Akten der Kommission für Reorganisation der Staats-Verwaltung, Liestal 1875, S. 29-30

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Zum Thema

Einmarsch der Basler Truppen in Liestal, 1831

Fest 150-Jahr-Jubiläum Kanton BL, 1982

 
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