Ergänzender Artikel zu:
Stadt und Land

Vom Grenzbrauch zum Familienausflug

In vielen Baselbieter Gemeinden verzichtete man gegen Ende des 19. Jahrhunderts auf den Banntagsbrauch, die Begehung der dörflichen Grenzen. Eine Renaissance kündigte sich erst im beginnenden 20. Jahrhundert an, ausgehend von der Kleinstadt Liestal und von Sissach. Dort waren die Ortsbürger gegenüber den Einwohnern inzwischen zahlenmässig in die Minderheit geraten. Mit der Wiederbelebung des Banntags um 1910 betonten sie nun ihre ursprünglichen Vorrechte. Der Banntag blieb lange ein Aufmarsch der Ortsbürger. 1918 machten am Liestaler Banntag die Nicht-Ortsbürger gerade einen Viertel aus, 1968 stellten sie etwas mehr als die Hälfte der Mitmarschierenden. In den übrigen Gemeinden wurde der Banntag erst nach dem Zweiten Weltkrieg und vor allem infolge des Wachstums der 1960er-Jahre wieder eingeführt. Vielerorts stand er jetzt im Zeichen der Integration der Nicht-Ortsbürger. Die historische Form, entstanden aus der Pflicht der Männer zum Gemeinwerk, erhielt als Familienausflug eine neue gemeinschaftsstiftende Bedeutung. Doch anderswo behielt der Anlass seine ausgrenzende Funktion. In Liestal legt man bis heute grossen Wert auf die Beibehaltung der alten Formen mit Rotten und Flintengeknalle, trotz öffentlicher Proteste seit den 1970er-Jahren. Auch in Sissach, Olsberg und Tecknau bleiben Frauen an den Rand des Umzugs verbannt.

Zum Thema

Kinderfasnacht, 1930

Chluri-Verbrennung an der Fasnacht Läufelfingen, ca. 1970

 
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