Ergänzender Artikel zu:
Stadt und Land

Ernährungsweisen

Die grosse Mehrheit der Posamenterfamilien ernährte sich im 19. Jahrhundert normalerweise von Kartoffeln und Kaffee mit Weissbrot als Zusatzspeise, und zwar zwei bis drei Mal pro Tag. Diese Gewohnheiten auch in einer Krise wie jener von 1816/1817 beizubehalten, gelang nur wenigen. Die erste Ausweichstrategie war die vollständige Ernährung mit Mus aus Getreide und Schwarzbrot, Milch sowie Kräutern. Da Getreide und Mehl knapp waren, musste man sich vorwiegend von Obst, Gemüsen und Kräutern, etwas Milch und von den unregelmässig durch Betteln oder Armenhilfe erworbenen Getreide- oder Mehlquanten respektive dem daraus gebackenen Brot ernähren. Eine wichtige Krisenspeise war die Kleie oder das so genannte Krüsch, das heisst das, was beim Mahlen des Korns übrig bleibt. In der Krise von 1816/1817 prallten mitunter auch städtisch- bürgerliche und ländliche Standards aufeinander, etwa wenn Pfarrer Lutz von Läufelfingen die Nahrungsgewohnheiten der Posamenterfamilien – Kaffee, Kartoffeln und Brot – als nicht angemessen für diese Klasse und als «Leckerhaftigkeit» charakterisierte. Die Ende 1816 auftretende Idee, Suppenanstalten einzurichten, stiess auf Skepsis, vor allem im oberen Baselbiet. Sich von anderen, konkret der Gemeinde oder der Regierung, kochen zu lassen, bedeutete einen massiven Eingriff in die persönliche Sphäre, nicht zuletzt, weil er mit Kontrolle und Zurschaustellung der eigenen Bedürftigkeit verbunden war. Hunger ist nicht nur eine Frage des Mangels an Nahrungsmitteln, sondern auch eine Frage der angemessenen Zubereitung der als normal betrachteten Speisen.

Zum Thema

Kinderfasnacht, 1930

Chluri-Verbrennung an der Fasnacht Läufelfingen, ca. 1970

 
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