Ergänzender Artikel zu:
Dialektliteratur

Elisabeth Thommen

Sie blieb vor allem als «eine der mütterlichsten Frauen» in Erinnerung, als Leiterin von Wohltätigkeitsaktionen in den Kriegs- und Nachkriegsjahren. Doch angetreten war Elisabeth Thommen Jahrzehnte früher als kühne Redaktorin und Romanschriftstellerin.(1) 1919 erschien ihr erster Erzählband «Das Tannenbäumchen», 1925 die Novelle «Evas Weg». Eva ist eine junge Hausfrau, welche sich aus ihrer Rolle löst, berufstätig wird und dadurch in ihrer Ehe neue Wege zur gegenseitigen Anerkennung findet. 1928 übernahm Elisabeth Thommen in der ‹National-Zeitung› die wöchentliche Seite «Von der Frau und ihrer Arbeit». Konsequent und unermüdlich setzte sie sich dort ein für die Anerkennung weiblicher Berufstätigkeit. Ihr publizistisches Engagement als Redaktorin beim ‹Landschäftler› und beim ‹Schweizer Frauenblatt› liess ihr immer weniger Zeit für die literarische Arbeit. Kaum einer der zahllosen Nachrufe versäumte es später, Elisabeth Thommens «Mütterlichkeit» hervorzuheben. Man rühmte sie auch als Autorin, allerdings hauptsächlich ihres Mundartbändchens «Es Buscheli grynt» (1937) wegen. Niemand ging darauf ein, dass ihr biografischer Wandel von der kämpferischen Schriftstellerin zur nationalen Wohltäterin auch Folge des gesellschaftlichen Stimmungswandels in der Zwischenkriegszeit war. Mitte der 1930er-Jahre gewann ein eher konservatives Frauenbild die Oberhand in der schweizerischen Öffentlichkeit, als Gegenstück zur erwerbstätigen und politisch engagierten Frau. Der Spielraum für kritische Veröffentlichungen verengte sich.

(1) Sabine Kubli: «Wie herrlich frech ich schrieb!» Elisabeth Thommen zum 100. Geburtstag, in: emanzipation 14, 1988, Mai, S. 3-8; Anita Richner/Nicole Schaad: Die Zähmung einer Widerspenstigen: das Beispiel der Journalistin Elisabeth Thommen, in: Krisen und Stabilisierung. Die Schweiz in der Zwischenkriegszeit, Zürich 1998, S. 211-223

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