Ergänzender Artikel zu:
Maibäume wachsen

Tradition und Regionalismus

Der Volkskundler Eduard Strübin deutete das Wiederaufleben und den Wandel des Maibaumbrauchs im 20. Jahrhundert als Reaktion auf das Schrumpfen des Raumes und die Beschleunigung der Zeit. Beides habe mit dem Regionalismus und dem Traditionalismus Gegenbewegungen hervorgerufen: «den Drang nach Geborgenheit im engern Kreis, nach einer regionalen und lokalen Kultur, und die Hinwendung zum (scheinbar) Unverrückbar-Festen, zur Tradition».(1) Die Verbindung des Maibaums zum Regionalismus sah Strübin zum Beispiel darin, dass an der Schlussfeier zum 150-jährigen Kantonsjubiläum 1983 die mitgetragenen 73 Maibäume laut dem Organisationskomitee die «Autonomie der 73 Baselbieter Gemeinden» symbolisieren sollten. In die gleiche Richtung wies für ihn die Rolle, die zugezogene oder neu eingebürgerte Frauen und Männer beim Wiederaufleben des Maibaumbrauchs gespielt haben. Die Beziehung zwischen dem Maibaum und dem Traditionalismus erkannte Strübin im Wandel, den der Brauch erfahren hatte. Mit Tanz und Gesang hätten die Trachtengruppen und Chöre nicht nur den Maibaumbrauch bereichert. Mit dem Bändeltanz führten sie zudem einen Brauch ein, der in der Schweiz vorher nicht praktiziert wurde. Wie das Beispiel der Maibäume zeigte, lebten im Brauchtum Traditionen fort und wieder auf. Doch mit den Menschen, die sie trugen und pflegten, und mit der Gesellschaft wandelten sich auch die Bräuche.

(1) Eduard Strübin: Jahresbrauch im Zeitenlauf, Liestal 1991, S. 195

Zum Thema

Maibaum in Muttenz um 1980

Video Clip - Die Wurzeln des Baselbieterlieds

 
.hausformat | Webdesign, Typo3, 3D Animation, Video, Game, Print