Ergänzender Artikel zu:
Mittelschulen

Notlage

Am «13ten Wintermonat» des Jahres 1874 setzte sich in Allschwil Lydia Correncourt, geborene Wagner, hin und begann einen Brief an den Armeninspektor Emil Gysin zu formulieren.(1) Er war ihre letzte Hoffnung. Er habe sich ja selbst von ihrer Situation überzeugen können, fing sie den Brief an. «Also wir befinden sich noch Jetzt in diser Kamer weil wir imer noch kein Loschi haben», fuhr Lydia Correncourt- Wagner fort, «Ich kann Es nicht mehr aushalten mit unsren Kindern wir müssen vast verfriren weil nirgends keine wärme hinein komt und So weiss Ich mir nicht mehr zu helfen, Es ist mir so arg, dass Ich mir und den Kindern den Todt herbei wüntsche». Ihr Mann hatte sie verlassen. Lydia Correncourt-Wagner, eben 30 Jahre alt geworden, bewohnte mit ihren kleinen Kindern, der achtjährigen Tochter Lydia und dem siebenjährigen Sohn Eduard, eine winzige und unbeheizte Kammer in Allschwil. «Es ist wirklich so», hatte Armeninspektor Gysin ein paar Tage zuvor die drastische Lage von Lydia Correncourt-Wagner beeindruckt bestätigt. Dass er in diesem Jahr ganz neu im Amt war, daran kann es nicht gelegen haben. Schliesslich war Gysin seit vier Jahren Assistent seines Vorgängers gewesen. Er kannte die Not der Leute. Am Schluss des Briefes an den Armeninspektor Gysin gab sich Lydia «Gorengu Wagner» – wie sie unterschrieb – der fatalistischen Hoffnung hin, irgendwer werde sich doch noch um sie und ihre Kinder kümmern, denn «wo die Noth am grössten ist Gottes Hilf am Nächsten.»

(1) Staatsarchiv Baselland, NA, Armensachen G 2.3.13 1874

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