Ergänzender Artikel zu:
Krankenhaus und Klinik

Turnerehen

«Nach des Jahres Mühen und Lasten gibt sich der Turner auch gerne einigen Stunden der Gemütlichkeit hin», hiess es in der zum Jubiläum des Turnvereins Liestal 1910 herausgebrachten Broschüre. Geselligkeit spielte im Turnen wie im Sport eine wichtige Rolle. Die Damenriegen von Gelterkinden, Frenkendorf und Muttenz waren zum Beispiel im direkten Anschluss an einen Unterhaltungsabend der örtlichen Turner entstanden. Nur allzu oft wurden Frauen eingeladen, den gemütlichen Teil von Vereinsabenden der Turner zu verschönern. Doch das Auftreten in dieser Öffentlichkeit wollte gelernt sein. Aus diesem Grund erteilte die Damenriege Liestal zum Beispiel vielen Einladungen eine Absage. Obwohl die Frauen wussten, dass sie ohne die Unterstützung der Männer nicht weiterkamen und also auch nicht darum herum kamen, das zu tun, was sie eigentlich nicht wollten: sich den neugierigen Blicken der Männer auszusetzen. Die Frauen hätten sich «zusammengeschlossen, um zu turnen des gesundheitlichen Wertes wegen», hiess es 1922 in Gelterkinden. Die Frauen wehrten sich dagegen, einfach nur Objekte der männlichen Blicke zu sein. Doch das Auftreten barg für Frauen auch eine Chance. Die Geselligkeit in und zwischen den Vereinen, zwischen Frauen und Männern, ermöglichte auch Bekanntschaften, die sonst nicht möglich gewesen wären. Vereine, ihre Unterhaltungsabende und ihre Vereinsausflüge, die Turnerfahrten, waren eine Art geschützter Ort und gehörten zur Praxis dörflicher Eheanbahnung, wie unzählige so genannte Turnerehen belegten.(1)

(1) Eva Herzog: Frisch, frank, fröhlich, frei. Frauenturnen im Kanton Basel-Landschaft, Liestal 1995; Hans Keller: 100 Jahre Kantonalturnverein Baselland 1864-1964, Liestal 1964

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