Ergänzender Artikel zu:
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Kompromisslösung

Ständerat Martin Birmann schrieb Ende der 1880er-Jahre rückblickend, es hätten sich in der Mitte des 19. Jahrhunderts eine «constituierende» und eine «destruierende Bewegung» gegenübergestanden. Zur einen zählte er Stephan Gutzwiller, Anton von Blarer, Johannes Meyer, Johann Heinrich Plattner und sich selbst. Der anderen rechnete er Emil Remigius Frey und Christoph Rolle zu. Und er schrieb abwertend, die «destruierende Bewegung» hätte sich «auf die leidenschaftlichsten Traditionen der Revolution» und «auf die bäuerlichen Instinkte» gestützt. Es wundert nicht, dass Birmann als Vertreter der politischen Elite derartige Bitternis empfand. Aber dass für die oppositionellen Kräfte um Christoph Rolle und seiner Revisionsbewegung von 1860 die «Auflösung der Staatsgewalt» Ziel gewesen sei, entsprach Birmanns einseitiger Sicht. Denn die Opposition verfolgte ein anderes Staatskonzept. Für sie stand die Gemeinde im Vordergrund, Bund und Kanton hatten nur ergänzende Aufgaben. Der Gegensatz zwischen Gemeinden und Kanton war damit nicht aus der Welt geschafft, er prägte die Politik auch später. Aber die neuen politischen Einrichtungen lenkten ihn in Bahnen, die sich längerfristig für beide Teile als günstig erwies. In der Verfassungsrevision von 1863 setzten sich nicht die «destruierenden» gegen die «constituierenden» Kräfte durch, sondern die bestehenden politischen Kräfteverhältnisse schlugen sich in einem Kompromiss nieder, mit dem beide Seiten leben konnten.

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